Montag, 23. März 2009

Welthorcher


Es gab eine Zeit, in der Peter Sloterdijk so etwas wie eine Hoffnung war. Die Hoffnung auf einen deutschen Gegenwartsphilosophen , der kluge Gedanken in klare Sätze fassen kann. Sein 1983 publiziertes Buch Kritik der zynischen Vernunft war ein Wurf. Da sprühten Geist, Witz und Formulierungsfreude aus jedem Satz. Leider war das Buch so erfolgreich, dass sein Autor berühmt wurde. Sloterdijk hielt sich auf einmal für bedeutend. Schlimmer: Er wurde Professor, reiste von Vortrag zu Vortrag, wurde Experte für Kulturphilosophie und Ästhetik. Statt zu einem neuen Schopenhauer wurde er zu einer Elke Heydenreich. Seine Publikationen suchen seither Medienresonanz statt Erkenntnis. Er ist zum klugscheißenden Schwätzer geworden. Sein Geist und sein Talent sind an der eigenen Wichtigkeit erstickt. "Ich habe in die Weltlage hineingehorcht," verkündet er in der gestrigen Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, "und meine aktuellen Wahrnehmungen mit dem allgemeinen Wissen über die Evolution der Hochkulturen in den letzten drei Jahrtausenden verknüpft. Daraus ergeben sich einige dringende Mitteilungen."