Sonntag, 22. März 2009

Killer



In einer Novembernacht des Jahres 1976 raste ein Lincoln Continental in die Auffahrt zur Residenz des Kings in Memphis/Tennessee. Mit quietschenden Reifen schlitterte der Straßenkreuzer über den Kies, bremste, schleuderte und rammte das Eisentor von Graceland. Niemand stieg aus. Als ein Torwächter auf den Wagen zugerannt kam, surrte die Scheibe vom Fahrersitzfenster herunter. Der Kegel der Taschenlampe fiel auf das aufgeschwemmte Gesicht eines unrasierten Mannes von etwa fünfzig Jahren, der von dem Wächter verlangte, das Tor zu öffnen. Er wolle Elvis sehen, und zwar sofort. "Sag ihm, der Killer sei da." Den Einwand, dass der King um diese Zeit - es war nach 3 Uhr morgens - bereits schlafe, ließ der Mann im Auto nicht gelten. Irgendetwas an seinem Auftreten war so bestimmend, dass der Wächter in sein Häuschen ging und seinen Boss anrief. Elvis, verschlafen und von diversen Tabletten betäubt, fluchte und legte auf. "Mr. Presley will nicht gestört werden," teilte der Wächter dem im Auto wartenden Besucher mit. Worauf der einen Wutanfall bekam. "Was denkt dieser Hurensohn eigentlich, wer er ist. Will nicht gestört werden? Wenn der Killer sich herablässt, ihn zu besuchen? Hält das arrogante Arschloch sich für was Besseres?! Für Gott vielleicht? Gut, wenn er Gott ist, dann bin ich der verdammte Teufel." Mit diesen Worten richtete der nächtliche Besucher eine 38er Derringer gegen das Tor und schoss in Richtung Graceland. Der Wächter eilte zum Telefon, um die Polizei zu rufen. Als die kam, leistete der Störenfried keinen Widerstand. Erst auf der Wache stellte man seine Personalien fest. Es handelte sich in der Tat um einen alten Bekannten von Elvis. Um den Mann, dem der King die Krone gestohlen hatte. Den wildesten Rock'n Roller aller Zeiten, den auch als Killer bekannten Jerry Lee Lewis.