Samstag, 31. Oktober 2009

Zur Kopenhagener Klimakonferenz



Der Mensch hat lange genug die Welt verändert. Es ist an der Zeit, dass die Welt den Menschen zu ändern beginnt.

Freitag, 30. Oktober 2009

Weniger ist mehr


In den USA hat eine Langzeituntersuchung ergeben, dass Ärzte genauere Diagnosen stellen, wenn sie weniger über ihre Patienten wissen. Herzkrankheiten werden beispielsweise sicherer erkannt, wenn lediglich drei kritische Symptome berücksichtigt werden. Kardiologen, die Alter, Gewicht, Lebensgewohnheiten, langfristige Blutdruckwerte, Vorkrankheiten, Erbanlagen etc. berücksichtigen, diagnostizieren schlechter. Dieses überraschende Ergebnis hat seine Parallelen in vielen anderen, weniger kritischen Lebensbereichen. Wer zuviel weiß, urteilt eher falsch. Der Sozialpsychologe Stuart Oskamp behauptet sogar: "Die Menge der Information steht proportional im umgekehrten Verhälnis zur Korrektheit der Entscheidung." Von diesen und anderen interessanten und häufig verblüffenden Untersuchungen berichtet Malcom Gladwells Buch Blink. Empfiehlt sich als Wochenendlektüre.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Erwiderung


Nachdem George Bernard Shaw die ökonomischen Ansichten von G.K. Chesterton in einem Artikel scharf angegriffen hatte, warteten Chestertons Freunde vergeblich auf eine Erwiderung. Der Historoker Hilaire Belloc machte Chesterton deshalb Vorwürfe. "Mein lieber Belloc," antwortete Chesterton. "ich habe ihn durchaus in seine Schranken gewiesen. Für einen Mann vom Witz eines Shaw ist Schweigen die einzige Schlagfertigkeit, die ihm unerträglich ist."

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Denk-Hygiene


"Wer über die Dinge nachdenkt, wechselt seine Ansichten hin und wieder, damit sie nicht schäbig werden wie zu lange benutzte Hemden. Leute, die nicht denken, sollten wenigstens ihre Vorurteile ab und zu wenden."
Luther Burbank (1849-1926)

Dienstag, 27. Oktober 2009

Reformbedarf


Die neue Regierungskoalition wird den Wehrdienst für junge Männer auf 6 Monate beschränken, und diese verringerte Dienstzeit soll in Zukunft auch für den Ersatzdienst gelten. Das ist ein Fortschritt. Endlich werden Wehrdienstverweigerer nicht mehr mit längerer Dienstzeit bestraft. Was immer noch ausgeklammert bleibt, ist eine entsprechende Verpflichtung für gleichaltrige Mädchen. Ein Tabu? Es ist offenkundig ungerecht, dass junge Männer eingezogen werden, Frauen aber nicht. Spätestens seit sich das weibliche Geschlecht den Zugang zur Bundeswehr erkämpft hat, ist das Wehrdienstgesetz nicht mehr zeitgemäß. Experten halten ohnehin eine Berufsarmee heutzutage für die sinnvollste Lösung. Die Abschaffung der Wehrpflicht scheitert vor allem daran, dass Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen nicht ohne die kostenlosen Dienste der Zivis auskommen. Als solche könnten auch junge Mädchen viel Gutes tun, und überdies Erfahrungen machen, die unsere Schulen nicht bieten. Vor allem aber gilt es, eine schreiende Ungerechtigkeit zu beseitigen.

Montag, 26. Oktober 2009

Ums nackte Überleben


Um öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen und der geringen Auslastung entgegenzuwirken, hat sich das Musical Theater Bremen eine ganz spezielle PR-Aktion einfallen lassen. Bei der Premiere des Rock-Musicals "Nackt", einer Adaption des Dramas "Reigen" von Arthur Schnitzler aus dem Jahre 1896, sollen sowohl ein Teil der Schauspieler als auch die Zuschauer hüllenlos erscheinen. Als Belohnung winkt der freie Eintritt. Nachdem sich nun jedoch eine Vielzahl von FKK-Verbänden angemeldet hat, rudert das Theater zurück. Die einst so hoffnungsvoll erschienene PR-Aktion könnte sonst aus dem bereits existierenden Millionendefizit den völligen Ruin des Hauses machen.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Imponierende Unzulänglichkeit


Zu den Merkwürdigkeiten des Menschen gehört, dass er immer genau das will, was er nicht kann. Das, was er am besten beherrscht, scheint ihm kaum erwähnenswert. Bei Auditions wundert man sich immer wieder, dass die begabtesten Darsteller sich mit einem Titel präsentieren, dem sie weder stimmlich noch darstellerisch genügen. Vermutlich wollen wir andern damit imponieren, dass wir etwas machen, was wir selbst bewundern. Und bewundernswert finden wir genau das, was außerhalb unserer Möglichkeiten liegt. Beileibe keine neue Erkenntnis. Heinrich Heine meinte schon: "Gegen unsere Vorzüge sind wir gleichgültig; über unsere Gebrechen suchen wir uns so lange zu täuschen, bis wir sie endlich für Vortrefflichkeiten halten."

Samstag, 24. Oktober 2009

Künstlerehe


"Wenn man gemeinsam etwas schaffen will, und das gilt besonders für die Arbeit an einem Musical, muss man sich sehr gut überlegen, mit wem man sich zusammentut. Denn das Kind wird seinen Eltern gleichen."
George C. Wolfe

Freitag, 23. Oktober 2009

Genial


"An einem Musical arbeiten heißt nicht, oben auf einem Hügel sitzen und warten, dass einen die Inspiration erfasst. Es heißt arbeiten. Manche Leute nennen mich ein Genie. Quatsch. Ich tu meine Arbeit, und ich mach sie gut."
Richard Rodgers

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Expertengeschwätz

Zur Zeit hört, liest und sieht man in allen Medien Professoren, welche die Pläne der Berliner Koalition, die Wirtschaftskrise oder die US-Politik kommentieren. Endlich wissen wir, wozu wir die Lehrstuhlinhaber der politischen Wissenschaften von unserem Steuergeld bezahlen! Sie versorgen uns mit persönlichen Einschätzungen und Binsenwahrheiten. Den Journalisten nehmen sie die eigene Recherche, und den Kommentaren die eigene Meinung ab. Etwa mit Äußerungen wie "die CDU sucht die eigene Mitte" oder "die Krise dürfte noch nicht ganz überwunden sein" oder "die republikanische Opposition gegen Obama sucht noch nach einem Sprachrohr". Was daran wissenschaftlich sein soll, muss uns noch erklärt werden. Müssten sich Wissenschaftler für solches Bla-bla-bla nicht zu schade sein? O nein, sie wollen ja Karriere machen. Je öfter ihr Name in einer Zeitung genannt wird, je häufiger ihr Gesicht auf einem Bildschirm erscheint, desto höher steigt ihr Ansehen. Abstürzen können unsere bestallten Akademiker sowieso nicht, selbst wenn sie nur dummes Zeug quatschen.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Relativ


"Man schätzt jeden nach seinen Kräften. Einen elenden Dichter tadelt man gar nicht; mit einem mittelmäßigen verfährt man gelinde; gegen einen großen ist man unerbittlich."
Gotthold Ephraim Lessing

Dienstag, 20. Oktober 2009

Ursache und Folge


Was uns im Leben begegnet, hängt sehr davon ab, wie wir dem Leben begegnen. Was uns geschieht, ist weniger wichtig als unsere Reaktion darauf. Nicht der Biss der Schlange tötet, sondern das Gift. Und nur, wenn wir es ins Herz gelangen lassen.

Montag, 19. Oktober 2009

Komponierrezept


Musik, die gefallen soll, kann niemals vollkommen originell sein. Gerade im Wiedererkennen liegt ein Teil des Hörgenusses. Ein zweiter ist die Bestätigung des Vorausgeahnten. Fesselnde Musik muss einerseits unsere Erwartungen erfüllen, diese dann aber immer wieder gezielt verletzen und uns dadurch in Erregung versetzen. Völlig erwartbare Musik ist langweilig, völlig unerwartete Töne werden gar nicht als Musik wahrgenommen. Idealerweise sollte immer eine Prise Überraschung dabei sein, aber keinesfalls mehr. Alan Jay Lerner sagte, er meide Komponisten mit eigenen Ideen. "Denen fehlt das Talent zum Plagiieren und damit die wichtigste Voraussetzung zum Erfolg."

Sonntag, 18. Oktober 2009

Radiospiritismus


Hört man Schallplattenaufnahmen aus den 20er Jahren, klingen die Stimmen infolge der noch unentwickelten Technik dünn, fragil, zitternd aus den Lautsprechern. Singend treten tote Seelen aus einer anderen Zeit und Welt in den Raum. So ähnlich mögen sich die Verstorbenen in spiritistischen Sitzungen zu Wort melden. Auch auf technisch vollkommenen Aufnahmen späterer Jahrzehnte sind es überwiegend Tote, die wir hören. Sie huschen über die Fernsehschirme, und reden in den iPods zu uns. Keine Generation vor uns war so wie wir mitten im Leben von Toten umgeben.

Samstag, 17. Oktober 2009

Herzwärme


Salomé Steuermann kam 1889 auf einem Landgut im damals österreichischen Galizien zur Welt. Zum Entsetzen ihrer wohlsituierten Eltern wurde sie Schauspielerin. In Wien traf sie den Schriftsteller und Regisseur Bertold Viertel und wurde seine Frau. Ihr Talent reichte nicht zur großen Schauspielkarriere, aber ihr Charme bezauberte alle Menschen, die ihr begegneten. Darunter waren einige der Größten ihrer Zeit: Karl Kraus, Max Brod und Franz Kafka. 1927 erhielt ihr Mann durch Vermittlung von Franz Murnau ein Scriptwritervertrag in Hollywood. Als das Unheil des Dritten Reiches Deutschlands geistige und literarische Elite in die USA trieb, bot Salka Viertel, wie Salomé inzwischen hieß, den Emigranten ein gastfreundliches Haus. Heinrich und Thomas Mann, Bert Brecht, Carl Zuckmayer und viele andere gehörten zu ihren Gästen. Ihre Autobiografie trägt den Titel "Das unbelehrbare Herz" und ist unbedingt lesenswert.

Freitag, 16. Oktober 2009

Fantasie


"Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, sondern aus dem Vorhandenen etwas zu machen."
Thomas Mann

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Filmmisere


Es gibt inzwischen zahlreiche Filmhochschulen in Deutschland, und auch ein kritischer Beobachter der Szene wird zugeben, dass der deutsche Film handwerklich wieder nahezu die Höhe erreicht hat, von der er Anfang der 60er Jahre in den Abgrund der Autorenfilmerei abstürzte. Dass trotzdem vergleichsweise wenige gute Filme gemacht werden, liegt an den Produktionsbedingungen. De facto ist es unmöglich, ein interessantes Drehbuch zu verfilmen ohne die Beteiligung mindestens eines Fernsehsenders. Damit führt in der Regel kein Weg vorbei an einem der Fernsehredakteure. Diese sind, man frage nur den Starautor Fred Breinersdorfer, kleine Diktatoren. Sie urteilen nach Gutdünken, Willfährigkeit und Quotenchancen. Nicht selten lehnen sie Projekte ab, weil ihnen einer der Beteiligten nicht passt. Häufig spielen auch eigener Ehrgeiz oder Geldgier eine Rolle - der Fall der Fernsehspiel-Chefin Heinze, die am liebsten die Drehbücher von ihrem Mann oder sich selbst verfilmen ließ, ist nach Ansicht aller Insider keine Ausnahme. Im Grunde sind die deutschen Filmemacher in derselben Situation wie ihre Kollegen, die von einer Genehmigungsbehörde abhängig sind. In beiden Fällen entscheiden Schreibtischmenschen über Kunst.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Oper


Die Oper ist der Triumph der Ironie über die Realität. Sie persifliert das Leben, die Liebe, den Tod und alles Feiern und Leiden. Ihr Pathos ist lächerlich, die Gestelztheit der Posen und die Absurditäten ihrer Plots verspotten die grausame Wirklichkeit. Es ist eine gutmütige und daher tröstende Ironie, mit der sie uns ihre Geschichten erzählt. Im besten Fall kann so die Kunst mit dem Leben versöhnen, im schlimmsten Fall ist sie nur lächerlich und richtet weiter kein Unheil an. Ernst nehmen sollte man sie nicht, das zerstört ihre eigentliche Wirkung.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Ganz normaler Wahnsinn


Der Geisteszustand von Adolf Hitler wird oft angezweifelt. Nun haben ein Arzt und ein Historiker erneut eine Diagnose für den Diktator gestellt. Größenwahn? Tobsuchtsanfälle? Bisse in den Teppich? Nichts dergleichen. Hitler war "normal". Ein gewöhnlicher kleiner Spießer aus Österreich. Weder Drogen noch Krankheit beeinträchtigten seine Urteilskraft. Dokumente belegen allerdings, dass Hitler vor den Treffen mit Eva Braun Medikamente nahm. Viagra gab es damals allerdings noch nicht.

Montag, 12. Oktober 2009

Musikinstrument


Das älteste, echteste und schönste Organ der Musik, das Organ, dem unsere Musik allein ihr Dasein verdankt, ist die menschliche Stimme.
Richard Wagner

Sonntag, 11. Oktober 2009

Affenartige Karriere


Ein Ochse pflügte den Acker. Da kam ein Affe und sagte zu ihm: "Ich will dir pflügen helfen!". Der Affe zog zweimal kräftig am Pflug. Dann schien ihm plötzlich etwas einzufallen, und er sagte zu dem Ochsen: "Entschuldige mich bitte, ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen und muss gehen. Weißt du, ich mag das Pflügen sehr, denn es ist eine sehr bedeutsame Arbeit. Aber jetzt muss ich es dir allein überlassen." Der Affe klopfte sich den Staub vom Körper und hastete davon.
Ein Adler baute auf einem Ast sein Nest. Als der Affe das sah, kletterte er auf den Baum und sagte zu ihm: "Ich will dir helfen! Weißt du, ich mag den Nestbau sehr, denn es ist eine außerordentlich bedeutsame Wissenschaft." Voller Begeisterung fügte er ein paar dünne Zweige an. Dann schien ihm abermals etwas Wichtiges einzufallen, und er sagte zu dem Adler: "Entschuldige vielmals, ich habe noch etwas sehr Wichtiges zu erledigen und muss dich leider alleine lassen!" Hastig sprang der Affe vom Baum herab und zog von dannen.
Der Affe sah, wie ein Hase am Berghang eine Höhle grub. Er lief dorthin und sagte zum Hasen: "Oh, eine Höhle graben ist wahrhaft eine ungewöhnliche Arbeit! Ich will dir dabei helfen!" Der Affe schwang einige Male kraftvoll die Hacke. Dann schien ihm ebenso wie zuvor plötzlich etwas einzufallen, er schlug sich mit der Hand vor die Stirn und sagte: "Oh, jetzt hätte ich beinahe vergessen, dass ich noch eine sehr wichtige Sache zu klären habe, die ich persönlich erledigen muss. Entschuldige bitte, dass ich dich alleine lasse." Der Affe klopfte sich den Staub vom Hinterteil und lief eilends davon.
Der Herbst kam, und das Korn war reif. "Das Getreide steht wirklich ausgezeichnet!" lobte ein jeder. Da sagte der Affe: "Das haben ich und der Ochse zusammen angebaut!"
Auch das Nest war fertig. Jeder, der es sah, sagte bewundernd: "Das Nest ist wirklich stabil und dazu wunderschön! Da war gewiss ein berühmter Architekt am Werke!" Der Affe wehrte bescheiden ab: "Sie übertreiben doch etwas! Ich habe es zusammen mit dem Adler gebaut."
Der fertiggestellte Bau des Hasen rief große Bewunderung hervor: "Wirklich großartig, dieser Bau!" Da ließ der Affe vernehmen: "Zuviel der Ehre! Das ist lediglich das bescheidene Ergebnis der Arbeit vom Hasen und mir, gar nicht der Rede wert!"
Der Affe wurde wirklich immer bescheidener, und alle hielten ihn für eine "außergewöhnliche" Persönlichkeit!
Chinesische Fabel

Samstag, 10. Oktober 2009

Physikalische Erkenntnis


"Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur ein Beziehungsgefüge. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen... Was wir Diesseits nennen ist ja eigentlich die Schlacke, also das, was greifbar ist. Das Jenseits ist alles Übrige, die umfassende Wirklichkeit, das viel Größere. Das, worin dieses Jenseits eingebettet ist. Insofern ist auch unser gegenwärtiges Leben bereits vom Jenseits umfangen."
Hans-Peter Dürr

Freitag, 9. Oktober 2009

Warum wir sprechen


In der Frühzeit der menschlichen Evolution waren höchstwahrscheinlich die Individuen selektiv bevorzugt, die sozial vernetzt waren. Sie konnten nämlich Information über Nahrungsquellen und tödliche Feinde austauschen und gemeinsam nutzen. Der Primatologe Robin Dunbar ist der Überzeugung, dass das menschliche Gehirn sich zu seiner gegenwärtigen Größe entwickelt hat, um die Kommunikation mit etwa 150 Artgenossen möglich zu machen. In einer so großen Gruppe sind die von Menschenaffen benutzten Kommunikationsmittel nicht ausreichend. Nur aus diesem Grund entwickelte der Mensch die Fähigkeit, sich durch Sprache zu verständigen. Wären die Menschen Einzelgänger, würden sie bis heute nur grunzen und lallen können.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Ansteckungsgefahr


In einem soeben erschienen Buch der Sozialwissenschaftler Nicholas A. Christakis und James H. Fowler werden erstaunliche Forschungsergebnisse allgemeinverständlich dargestellt. Eine der verblüffendsten Entdeckungen der beiden Autoren: Dickleibigkeit ist ansteckend. Dicke Menschen sind von Dicken umgeben, Schlanke halten es mehr mit Schlanken. Das scheint keine große Erkenntnis, sagt doch schon das Sprichwort, dass sich "gleich und gleich gern gesellt". Nun behaupten die Forscher jedoch, da bestehe ein kausaler Zusammenhang. Mit anderen Worten: Wer mit Dicken dick ist wird selber dick. Und umgekehrt: Wenn eine Person in der Gruppe abnimmt, nehmen die anderen in der Gruppe auch ab. Der Wirkungsmechanismus ist kompliziert. Verkürzt gesagt: Ursächliche sind soziale Anpassungszwänge, die unbewusst wirken. Schade, dass der Umgang mit schönen Menschen nicht auch ansteckend ist.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Arroganz


Nachdem Roman Polanski die Diplomprüfung der Filmschule in Lodz bestanden hatte, musterte ihn der Rektor mit strengem Blick. "Was ich Ihnen schon lange sagen wollte, junger Mann" meinte er. "Die Art, wie Sie sich kleiden, passt nicht zu einem Absolventen unserer Akademie. Und diese roten Socken gefallen mir überhaupt nicht." Worauf Polanski mit der ihm eigenen Arroganz antwortete: "Mir gefällt Ihr Gesicht nicht, Herr Professor. Ich kann wenigstens andere Socken anziehen."

Dienstag, 6. Oktober 2009

Fantasievoll


Der spätere Ludwig II. von Bayern saß als Knabe oft stundenlang auf Schloss Hohenschwangau in einem halbdunklen Zimmer, das Moritz von Schwind mit Fresken ausgemalt hatte. Darauf waren Szenen aus dem Sagenkreis des Nibelungenliedes dargestellt. Als Ludwigs Erzieher, der Pfarrer Döllinger, den stillen Jungen fragte, ob er ihm etwas vorlesen solle, erhielt er zur Antwort: "Ich langweile mich gar nicht. Ich denke mir verschiedene Dinge aus, und so vergnüge ich mich gut."

Montag, 5. Oktober 2009

Kündigungsgrund


Das Medium Film wurde in seinen Anfängen von den intellektuellen Meinungsmachern der Kulturszene verachtet und als Jahrmarktsvergnügen geschmäht. Gerhart Hauptmanns Freundin Ida Orloff, eine bekannte Bühnenschauspielerin, wurde 1913 per fristloser Kündigung aus dem Ensemble des Wiener Burgtheater ausgestoßen, weil sie auf Bitten Hauptmanns eine Rolle in der Verfilmung seines Romans "Atlantis" übernommen hatte.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Vorboten des Untergangs


"Die Bezeichnung Poet geriet nahezu in Vergessenheit, die Sophisten usurpierten den Titel Orator. Eine Wolke von Kritikern, Kompilisten und Kommentatoren verdunkelten den Blick des Lernenden, und dem Niedergang des Genialen folgte alsbald die Korruption des guten Geschmacks."

Edward Gibbon "Geschichte des Verfalls und Untergangs des Römischen Reiches"

Samstag, 3. Oktober 2009

Widerstände

Wieso kostet jede Realisierung einer Idee soviel Kraft? Weil sich die Wirklichkeit gegen die Veränderung und Ergänzung durch etwas Neues sträubt. Etwa so, wie die Insassen eines Buses, die bereits eine lange Strecke zusammen gefahren sind, einen neu zugestiegenen Fahrgast mit zumindest milder Feindseligkeit als Störenfried betrachten. Der Widerstand des Status Quo gegen das Neue ist umso heftiger, je origineller das Neue ist. Er äußert sich darin, dass Gegner auftreten, Planungen scheitern und üble Zufälle eintreten.

Freitag, 2. Oktober 2009

Hunger


Im Laufe seines Lebens verspeist jeder Deutsche durchschnittlich vier Kühe oder Kälber, vier Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, 46 Truthähne, 46 Schweine und 945 Hühner - hat das Statistische Bundesamt ermittelt.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Unsterblichkeit


Ein kleiner Junge kam aus dem Kindergarten und zeigte dem Papa ein Bild, das er gemalt hatte: Ein Mädchen umgeben von bunten übergroßen Sternen. "Was ist das?", fragte der Vater. Antwort des Vierjährigen: "Das ist Lucy im Himmel mit Diamanten." Nun war der Vater Liedertexter, und da er gerade nach einer guten Zeile suchte, machte er aus dem Bild einen Song. "Lucy in the Sky with Diamonds" erschien auf dem legendären Beatles-Album "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" aus dem Jahr 1967. Den Textdichter und seinen Sohn kennt auch heute noch jeder - John und Julian Lennon. Die Britin Lucy Vodden, die für den Beatles-Klassiker unbewusst Pate gestanden hatte, ist vor ein paar Tagen im Alter von 46 Jahren gestorben. Für Beatles-Fans lebt sie weiter.