Sonntag, 25. Oktober 2009

Imponierende Unzulänglichkeit


Zu den Merkwürdigkeiten des Menschen gehört, dass er immer genau das will, was er nicht kann. Das, was er am besten beherrscht, scheint ihm kaum erwähnenswert. Bei Auditions wundert man sich immer wieder, dass die begabtesten Darsteller sich mit einem Titel präsentieren, dem sie weder stimmlich noch darstellerisch genügen. Vermutlich wollen wir andern damit imponieren, dass wir etwas machen, was wir selbst bewundern. Und bewundernswert finden wir genau das, was außerhalb unserer Möglichkeiten liegt. Beileibe keine neue Erkenntnis. Heinrich Heine meinte schon: "Gegen unsere Vorzüge sind wir gleichgültig; über unsere Gebrechen suchen wir uns so lange zu täuschen, bis wir sie endlich für Vortrefflichkeiten halten."