Montag, 2. März 2009

Frauenpower


Die Weltgeschichte kennt viele erstaunliche Frauen, doch kaum eine für sich so erfolgreiche und für andere so desaströse wie die Irin Eliza Gilbert. Mit 15 brachte sie einen englischen Offizier dazu, sie nach Indien zu entführen. Er wurde ihr erster Ehemann, mit dem sie aber keineswegs gesonnen war, ihr Leben zu verbringen. Sie kehrte noch vor ihrem 20. Lebensjahr nach Europa zurück, wo sie in wechselnden Metropolen als mäßig begabte Tänzerin und Schauspielerin, vor allem aber als hochbegabte Verführerin reüssierte. Ihre Ausstrahlung, nicht nur auf Männer, muss phänomenal gewesen sein. Kein Wunder, dass sie wählerisch war. Dass ein Mann schön, erfolgreich oder vermögend war, genügte ihr nicht. Sie war auf die Hochbegabten, Berühmten und Mächtigen scharf - und brachte so gut wie jeden früher oder später zu Fall. Einer ihrer Liebhaber starb im Duell, einen peitschte sie mit der Reitpeitsche aus und auf mehrere andere schoss sie. Ach ja, eine Revolution löste sie auch aus, die mit der Abdankung des ihr verfallenen Monarchen endete. Eine von Sensationen und Skandalen geschlagene Schneise hinter sich lassend, ließ sie endlich Europa hinter sich und reiste, nicht weniger aufsehenerregend, durch Australien und die USA. Sie war kaum über dreißig, hatte aber schon so viel zu erzählen, dass sie Vorträge über ihre Abenteuer halten konnte. Wo immer sie auftrat, lauschte ihr ein atemloses Publikum - von der Ausstrahlung und Persönlichkeit der zierlichen Frau nicht weniger fasziniert als von ihren Geschichten. Mit 39 Jahren starb sie 1860 in New York an den Folgen eines Schlaganfalls. Sie hat keine Heldentaten und keine monströsen Verbrechen begangen, keine unbekannten Länder entdeckt, nichts erfunden und nichts Unvergängliches geschaffen. Gleichwohl ist sie in die Geschichte eingangen, und unter ihrem "Künstlernamen" bis heute eine Berühmtheit: Lola Montez.