Dienstag, 24. März 2009

Ossifizierung


Wieder ist von einer Wende zu berichten. Erstmals beklagt jemand öffentlich die Ossifizierung Deutschlands. Maxim Biller, einer der klarsten Köpfe Deutschlands, hat eine längst fällige Debatte angestoßen. In einem am Sonntag veröffentlichten Artikel bedauert er den Untergang der coolen, liberalen und individualistischen Bonner Republik. 1989 hat seiner Ansicht nach Deutschland duckmäuserischer, verlogener, unfreier und sozialistischer gemacht. "Das Vierte Reich ist es natürlich nicht geworden. Aber es ist ein Land, in dem ein SPD-Vorsitzender amerikanische Banker mit Heuschrecken gleichsetzt, wie einst die NS-Propaganda Juden mt Ratten, ohne dass er geteert und gefedert wird. Intellektuelle, Halb-Intellektuelle und Wir-sind-ein-Volk-Normalos erklären Gaza zum neuen Auschwitz, und kein Staatsanwalt jagt sie wegen Volksverhetzung. Der ehemalige Sozialdemokrat Grass macht aus seiner ewig verschwiegenen Waffen-SS-Mitgliedschaft eine merkelhafte Ich-musste-mitmachen-Opfer-Nummer, der ewige Antisemit Thomas Mann ist der neue Goethe, vergessen sind die tollen, klugen, idealistischen Geschwister Scholl. Die neuen deutschen Helden sind jetzt die Aristokraten-Nazis vom 20. Juli, denen Hitler nicht rechts genug war."