Sonntag, 15. März 2009

Peinlich


Auch die sogenannte seriöse Presse liegt hierzulande ständig auf der Lauer, andere bei einem Fehltritt, einem Irrtum oder einer Peinlichkeit zu ertappen. Ein wenig Schadenfreude darf man also schon empfinden, wenn der Presse selbst einmal ein peinlicher Fehler unterläuft. Die Süddeutsche Zeitung vom Freitag, den 13. (!) März stand ganz im Zeichen der psychologischen Deutung des Amokläufers von Winnenden. Seine vermeintliche Ankündigung der Tat war der Aufmacher auf der Titelseite und die Schlagzeile des Kulturteils. Die kargen Zeilen eines Internetchats genügten dem Chef des Feuilletons, uns in einem hochintelligenten Artikel die Beweggründe des Täters und die Schuld der Gesellschaft zu erklären. Der staunende Leser erfuhr, dass man die Tat als den Aufschrei einer unverstandenen Generation verstehen muss. Kaum war die Zeitung erschienen, stellte sich leider heraus, dass die angebliche Ankündigung der Tat im Internet gar nicht von dem Amokläufer stammt. Laut dpa lachten sich unbekannte Hacker - zweifellos Repräsentanten der "unverstandenen Generation" - krumm über das Gelingen ihres Streiches. Der Süddeutschen war die Meldung, dass man auf eine Fälschung hereingefallen war, nur ein paar Zeilen wert.