Montag, 9. März 2009

Gedankenleser


Der Arzt Franz Josef Gall entwickelte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Theorie, dass geistige Eigenschaften und Zustände ganz genau lokalisierbaren Hirnregionen zuzuorten sind. Einige Jahrzehnte lang gehörte seine Lehre der Phrenologie – vom griechischen phrenos (Geist, Gemüt) – zu den beliebtesten Gesprächsthemen der Gebildeten. Man glaubte, an der Schädelform eines Menschen seinen Charakter ablesen zu können. Zweihundert Jahre später sind Wissenschaftler der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, Pennsylvania, drauf und dran, Galls Werk zu vollenden. Sie haben ein Gerät entwickelt, dass die Aktivität gewisser Hirnregionen bestimmten Worten und Gedanken zuordnen kann. Derzeit arbeiten sie an einer Art Wörterbuch der Hirnströme. Wenn das Ding serienreif ist, bindet man jemandem ein Metallband um den Kopf und kann an einem damit verbundenen Apparat buchstäblich seine Gedanken lesen. Die Einsatzmöglichkeiten sind unbegrenzt: Einstellungsgespräche, Flughafenkontrollen, Polizeiverhöre. Schöne Neue Welt!