Dienstag, 3. März 2009

Bescheiden und melancholisch


Christian Bruhn, Deutschlands erfolgreichster Schlagerkomponist, legt in seiner Autobiografie Marmor, Stein und Liebeskummer folgendes Bekenntnis ab: "Am meisten bewundere ich den Komponisten Richard Rodgers. Von dem, was diesem bescheidenen und manchmal melancholischen Genie eingefallen ist, könnten noch mehrere andere Kollegen nicht nur zehren, sondern auskömmlich leben. Seine Melodienbogen reichen von All The Things You Are, das zum Harmonielehre-Unterricht geeignet wäre, über Bewitched und The Lady Is A Tramp bis My Funny Valentine. Er schwebt schwindelfrei und atemberaubend durch die Tonarten, wobei die Melodie unerklärlicherweise stets einfach zu sein scheint und daher sangbar bleibt. Es lag eigentlich nahe, dass sich die deutsche Unterhaltungsmusik nach 1945 ein wenig an den amerikanischen Vorbildern orientiert hätte. Tat sie auch vereinzelt, aber vom Pferdehalfter an der Wand bis zum Anton in Tirol zieht sich ein bunter Reigen doch sehr einfach gestrickter Lieder. Auch ich muss zu meiner Schande gestehen, nach erfolglosen Anfängen (meine ersten Sachen wurden ja als "zu anspruchsvoll" abgelehnt) außer wenigen wirklich gut gebauten Songs viel doch recht Deutsches geschaffen zu haben, mit einfachen Akkorden und leichten Melodien. Aber so ist das Leben, und leben wollte ich ja schließlich auch von meiner Kunst." Anzumerken ist, dass Christian Bruhn selbst ein bescheidenes und zuweilen melancholisches Genie ist, das in den USA sehr wohl zu einem Richard Rodgers hätte werden können. In vielen seiner Melodien (etwa in "Er ist wieder da") blitzt sein stupendes Talent auf.