Freitag, 5. Juni 2009

Zickzackheld


In einer Dezembernacht des Jahres 1942 landete ein deutscher Spion per Fallschirm in einem Feld in Nordengland. Sein Auftrag: Sabotage der britischen Kriegsaktionen. Er wurde bereits erwartet; die Engländer hatten einen Tipp bekommen. Für sie war der Falschirmspringer kein Unbekannter. Er war ein Landsmann namens Eddie Chapman, vor seiner Ausbildung zum deutschen Spion ein steckbrieflich gesuchter Safe-Knacker, Heiratsschwindler und Hochstapler. Dem englischen Geheimdienst fiel es nicht schwer, Chapman umzupolen. In den folgenden Jahren arbeitete er so geschickt als Doppelagent, dass die Deutschen keinerlei Verdacht schöpften. Seine vorgetäuschten Sabotageakte gerieten so überzeugend, dass die Nazis ihm einen Orden verliehen und zum Ausbilder anderer Spione machten. Zur Sicherung der V1-Angriffe auf London wurde er erneut nach England geschickt, um die Zielgenauigkeit zu verbessern. Chapmans Fehlinformationen retteten wichtige Objekte vor der Zerstörung. Die Motive des "Zickzackagenten" waren Abenteuerlust, Geldgier und wohl auch Vaterlandsliebe. Angeberei war sicher auch dabei. Frauen liebten den Spion mit dem Erroll-Flynn-Bärtchen. Natürlich wechselte er auch als Herzenbrecher die Fronten –sowohl in Deutschland als auch in England bangte eine Verlobte um sein Leben. Doch Eddie Chapman überlebte seine waghalsigen Aktionen. Verschiedene Versuche, sein Leben angemessen zu verfilmen, scheiterten. Manchmal passt das wirkliche Leben auf keine Leinwand. Nach dem Krieg sorgte der Geheimdienst ihrer Majestät dafür, dass "Zigzag" keine Safes mehr knacken musste. Chapman starb im Dezember 1997, genau 55 Jahre nach seinem ersten Fallschirmabsprung über England.