Samstag, 27. Juni 2009

Verpasster Ruhm


Der italienische General Umberto Nobile (1885-1978) konstruierte Luftschiffe. Er war von der Idee besessen, den Nordpol mit einem dieser fliegenden Zigarren zu erreichen. Kein geringerer als der berühmte Polarforscher Roald Amundsen griff den Gedanken auf. Er bestellte bei Nobile ein polartaugliches Luftschiff, das er auf den Namen Norge taufte. Der Konstrukteur durfte das Fluggerät selbst steuern, aber der Ruhm für den erste Flug zum Pol im Mai 1926 gehörte Amundsen. Das ärgerte den Italiener. Zwei Jahre später wollte er die Pioniertat wiederholen, wobei er vergaß, dass die Wiederholung einer Pioniertat keine Pioniertat mehr ist. Es war auch nicht sehr originell, sein eigenes Luftschiff Italia zu nennen. Immerhin erreichte auch die Italia den Nordpol, geriet aber beim Rückflug in Turbulenzen und musste nordöstlich von Spitzbergen notlanden. Ihr SOS-Ruf erreichte am 28. Mai 1928 die zivilisierte Welt. An der großangelegten Suchaktion nach den Verunglückten beteiligte sich auch der 56-jährige Amundsen mit einem Wasserflugzeug. Dabei geriet auch er in einen Sturm und stürzte ab. Erst nach drei Wochen wurden das Flugzeugwrack und seine Leiche gefunden. Sein heldenhafter Tod machte ihn erst recht zur Legende. Nobile und seine Mannschaft rettete ein russischer Eisbrecher. Der italienische General kam statt als Triumphator als Verlierer heim. Man gab ihm indirekt auch die Schuld am Tod von Amundsen. Verbittert schied Nobile aus der italienischen Armee. Er wurde Kommunist und stellte seine Erfahrungen fortan in den Dienst der Sowjetunion. Zum Pol reiste er nicht mehr.