Dienstag, 23. Juni 2009

Herz und Verstand



Steven Spielberg hat Tobias Kniebe von der Süddeutschen Zeitung ein Interview gegeben, in dem er auf dumme Fragen ("Heute kann eine Geschichtenerzählerin wie Joanne K. Rowling reicher werden als die Queen. Halten Sie das für angemessen?") kluge Antworten gibt. Etwa die: "Oh, ich denke, mit Geld hat das alles nichts zu tun. Es hat mit Berufung zu tun. J.K. Rowling wurde mit dem Auftrag geboren, der Welt Harry Potter zu geben. Diesen Ruf hat sie angenommen. Dabei geht es nicht um die Annehmlichkeiten, die einem der Erfolg bringen kann - es geht um viel reinere Fragen. Erstens: Hast du etwas zu sagen? Und zweitens: Hast du die Gabe, die Menschen dazu zu bringen, dir zuzuhören? J.K. Rowling hat beides." Spielberg lässt sich in diesem Gespräch von dem deutschen Interviewer nicht auf den Erfolgsregisseur reduzieren ("damit sind Sie Milliardär geworden"), sondern besteht darauf "Geschichtenerzähler" zu sein. "Geschichtenerzähler wurden immer gebraucht - seitdem die ersten Menschen anfingen, ihre Erlebnisse auf Höhlenwände zu malen. Die Technik hat uns heute mehr Pinsel und Farben gegeben als jemals zuvor - aber ganz egal, was kommt: Uns wird es immer geben." Er verwendet die raffiniertesten neuen Techniken, weiß aber auch: "Ohne eine gute Geschichte ist alles andere nichts." Und auf die Frage, warum er sowohl reine Unterhaltungsfilme als auch Filme mit moralischen Botschaften mache, antwortet Spielberg: "Das ist kein intellektuell reflektiertes Prinzip. Ob ich nun einen reinen Crowdpleaser für die Massen mache oder einen komplexeren Historienfilm - die Entscheidung dafür oder dagegen fällt immer intuitiv. Irgendetwas greift nach meinem Herzen und dann auch nach meinem Verstand."