Freitag, 8. Mai 2009

Hauptperson


Er war ein Schulversager, aber für eine Lehre war er nicht zu haben. Schon als Heranwachsender wollte er "Künstler" werden. Die Eltern hatten nicht das Geld, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Zum Glück lernte er ein Mädchen kennen, das eine Erbschaft gemacht hatte. Sie ersparte ihm den Einstieg in einen Brotberuf und finanzierte sein Bohemienleben in Rom. Zum Maler und Bildhauer fehlte ihm das nötige Talent, aber Selbstbewusstsein hatte er reichlich. Auch schriftstellerte er recht gut. Noch bevor er damit bekannt wurde, heiratete er seine Gönnerin. Mit dem Schreiben begann er genau dann Geld zu verdienen, als deren Erbschaft verbraucht war. Seine Frau bekam drei Kinder und er eine jüngere Freundin, zu der er zog. Zehn Jahre später ließ er sich scheiden. Kaum verheiratet mit der Freundin, verliebte er sich in eine andere. Von allen seinen Frauen forderte er Verständnis und lebenslange Treue. Denn schließlich war er Deutschlands größter Dramatiker und betrachtete sich als Goethes Nachfolger. Vielleicht muss man sich so wichtig nehmen, um groß zu werden. Oder muss man groß sein, um sich so wichtig nehmen zu können?