Mittwoch, 6. Mai 2009

Altes Denken


Selbstverständlich muss Guantánamo aufgelöst werden. Soweit gegen die Häftlinge einwandfreie Beweise vorliegen, gehören sie vor ein ordentliches Gericht. Durch Folter erpresste Geständnisse und darauf beruhende Erkenntnisse dürfen nicht verwertet werden. Vermutlich bedeutet das, dass über 90 Prozent der seit über sieben Jahren Inhaftierten entlassen werden müssen. Viele von ihnen können nicht in ihre Heimatländer zurück, da sie dort neuer Verfolgung ausgesetzt würden. Für diese Menschen haben zunächst einmal die USA zu sorgen. Sie haben die Situation schließlich herbeigeführt. Washingten sollte angemessene Entschädigungen zahlen und den zu Unrecht nach Guantánamo verschleppten Ausländern dauerndes Aufenthaltsrecht in ihrem Land anbieten. Nur wenn die Rehabilitierten die US-Einbürgerung dankend ablehnen – es wäre immerhin begreiflich – muss man ihnen die Möglichkeit geben, ihren Aufenthalt anderswo zu finden. Der gegenwärtige Versuch, die Bush-Opfer ungefragt quotenmäßig in der Welt zu verteilen, entspringt einem seit Januar 2009 überwunden geglaubten Denken.