Mittwoch, 4. Februar 2009

Kein Panne


Der Heilige Vater sieht sich verkannt. Er wollte doch nur vier "traditionalistische" Bischöfe wieder in den Schoß der Kirche aufnehmen. Für ihn ein ganz normaler Vorgang auf der Linie seiner Politik. So etwas wurde bisher kaum zur Kenntnis genommen.  Einer der vier wollte aber offenbar, dass man es zur Kenntnis nimmt.  Er hat den Heiligen Vater ausgetrickst. Zwischen seiner Rehabilitierung und deren Bekanntgabe gab er ein Interview, indem er die Existenz der Gaskammern in den Nazi-KZs leugnete. Vielleicht ist ihm Himmler im Traum erschienen, denn woher sonst will er mehr wissen als die gesamte Historikerzunft. Ich denke eher, es handelt sich um die gezielte Provokation eines Antisemiten. Klarzustellen gibt es da nichts. Wenn der Vatikan beteuert, der Papst verurteile dieses Interview, erledigt sich das Thema damit keineswegs. Denn bitte, es wäre ja noch schöner, wenn der Papst das dumme Geschwätz nicht verurteilen würde. Alles wäre für den Vatikan in Ordnung, wenn Mr. Williamson geschwiegen hätte.  Der nicht bloß unterschwellige Antisemitismus der sogenannten Traditionalisten wird nicht in Frage gestellt. Die Stärkung dieser Leute hat nicht mit der Wiederaufnahme der vier abtrünnigen Bischöfe begonnen. Die wurde schon von Johannes Paul II. massiv betrieben. Vor allem mit Hilfe seines Chefs der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger, der massiv gegen die Befreiungstheologen vorging und die konservativen Kräfte am rechten Rand der Glaubensgemeinschaft systematisch förderte. Die Mehrheit der katholischen Kardinäle wollte eine Fortsetzung dieser Richtung. Deshalb wurde der niederbayrische Ratzinger ja zum Papst gewählt. Die Intention ist es, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Man muss Williamson dankbar sein, dass er das Interesse der Öffentlichkeit an dieser Entwicklung geweckt hat. Aber von einer Panne kann man wirklich nicht reden.