Mittwoch, 18. Februar 2009

Handyhedy


Nicht wenige nannten sie "die schönste Frau der Welt", seit man sie 1933 in einem tschechischen Film nackt schwimmen sah. Doch Hedy Lamarr legte keinen Wert auf dieses Kompliment. "Schön ist einfach," sagte sie. "Man muss bloß posieren und dumm dreinschauen." Sie heiratete in den 30er Jahren, kaum 20 Jahre alt, einen österreichischen Munitionsfabrikanten. Die Ehe war unglücklich. Sie entfloh ihr durch ein Fenster im ersten Stock der Fabrikantenvilla, nachdem sie das bewachende Dienstmädchen mit einen Schlaftrunk außer Gefecht gesetzt hatte. Ihr Weg führte direkt nach Hollywood. Dort wurde sie in Filmen mit Spencer Tracy, Clark Gable und James Stuart zum Weltstar. Dazu gehörte mehr als Posieren und Dumm-Dreinschauen, doch in dieser Frau steckte noch mehr als schauspielerisches Talent. Als der Zweite Weltkrieg begann, dachte sie zunehmend über eine Frage nach, die seinerzeit ihren Munitionsfabrikanten beschäftigt hatte: Wie kann man Waffen zuverlässig per Funk zünden? An sich war die drahtlose Zündung möglich; das Problem bestand darin, dass Funksignale sehr leicht gestört und damit unwirksam werden. Nach einigem Nachdenken, womöglich in den Wartezeiten am Filmset, fand Hedy die Lösung: Man müsste die Frequenz beim Sender und Empfänger ständig, aber synchron, verändern. Ein derart oszillierendes Funksignal könnte nicht mehr geblockt werden. Gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil entwickelte der intellektuell unterforderte Filmstar diese Grundidee zu einem funktionierendem System. Die beiden patentierten es unter der Bezeichnung "Frequenzspringen". Das Pentagon erkannte sofort die Brisanz der Erfindung. Damit würden sich Torpedos sicher steuern und Explosionen fernzünden lassen. Das Patent wurde als kriegswichtiges Staatsgeheimnis klassifiziert und die Veröffentlichung verboten. Im Krieg wurde die Erfindung allerdings nicht mehr eingesetzt. Erst heute beweist sie ihre ganze Bedeutung. Das "Frequenzspringen" ermöglicht das gleichzeitige und störungsfreie Funktionieren von vielen Handytelefonaten und Internetverbindungen im selben Frequenzbereich. Hedy Lamarr starb im Jahr 2000. Wegen der Klassifizierung des Patents hat sie nie von ihrer Erfindung profitiert. Wenn wir telefonieren, sollten wir ab und zu dankbar an ihren hübschen Kopf denken.