Sonntag, 8. Februar 2009

Ein Librettistenleben


Heutzutage würde die Presse den Librettisten der Opern Die Hochzeit des Figaro und Don Giovanni Mozarts Texter nennen. Zu seiner Zeit war der Venezianer weit angesehener und berühmter als die Komponisten, denen er seine Libretti zur Vertonung gab. 1749 in eine italienisch-jüdische Familie geboren, wurde Lorenzo da Ponte ein katholischer Musterschüler, ein Priester, ein Dichter, ein Frauenheld, ein aufklärerischer Freigeist, ein Freund von Salieri und Casanova und ein Günstling von Österreichs Kaiser Josef II. Sein scharfer Verstand, seine Liebschaften und seine Erfolge machten ihm allerdings auch reichlich Feinde. Wie alle großen Geister war er ein Weltbürger. Er fühlte sich in allen Metropolen Europas zuhause. Als Zeitzeuge erlebte er die Epoche der Aufklärung, die Französische Revolution und Napoleons Aufstieg. Um Gläubigern und rachedurstigen Ehemännern zu entgehen, emigrierte er 1805 in die Vereinigten Staaten. Dort schlug er sich zunächst als Krämer, Buchhändler und Sprachlehrer durch. Doch ein großer Mann ist überall groß. Bald hatter er es wieder zu etwas Geld und einigem Ansehen gebracht. Obwohl er nie fließend Englisch sprechen lernte, wurde er Professor der Columbia-Unversität. Das Musiktheater ließ ihn nicht los. New York verdankt ihm das erste Opernhaus der Stadt. Es spricht für ihn, dass er es nicht mit einem eigenen Werk eröffnete, sondern mit dem Barbier von Sevilla. Gerne hätte er noch selbst etwas Neues auf die Bühne gebracht, doch ihm fehlte in New York der kongeniale musikalische Partner. Da Ponte starb 1838, hochbetagt und hochgeehrt. Wie Mozart wurde er in einem unbezeichneten Grab beerdigt.