Sonntag, 11. Januar 2009

Robespierre


Gott schütze uns vor den Weltverbesserern und den Einserjuristen. Vor allem aber vor den weltverbessernden Einserjuristen. So einer war Maximilien de Robespierre. Die anderen Führer der Französischen Revolution, Marat, Mirabeau, Danton, waren doch wenigstens gierig, geil oder gewissenlos. Robespierre war der unbestechliche Musterknabe. In gewisser Weise nahm er den Typus des mordenden Buchhalters, diese Horrorgestalt des 20. Jahrhunderts, bereits vorweg. Ein Provinzadvokat, der sich zum Anwalt der Französischen Nation machte. Kein schlauer Politiker, kein glühender Idealist, sondern ein scheuer Sonderling erwies sich als die einflussreichste Gestalt der Revolution. Dabei war er ein lausiger Redner, ein humorloser Langweiler und ein moralinsauerer Spielverderber. Wenn ihn doch wenigstens Blutgier oder Ehrgeiz getrieben hätten. Aber nein, er schickte die Leute nur deshalb auf die Guillotine, weil er alles richtig machen, sich keine Schwäche erlauben wollte. Natürlich ging er nicht selbst zu den Hinrichtungen. Er konnte kein Blut sehen.