Donnerstag, 22. Januar 2009

Autoren und Kritiker



Künstler wollen geliebt werden. Während ausübende Künstler ihr Selbstbewusstsein im Applausbad stärken können, bleibt den schaffenden Künstlern nur die Resonanz der Medien. Deshalb hoffen sie auf Bestätigung durch lobende Kritik. Entgegen allen Beteuerungen lesen Autoren jede Besprechung ihrer Werke, sie hungern geradezu danach. Doch Kritiker sind keine liebenden Förderer ehrgeiziger Künstler noch verständnisvolle Psychologen. Daher ist die Lektüre der Rezessionen immer enttäuschend. Selbst im äußerst selten Fall eines Medienjubels. Denn garantiert ist unter hundert Kritiken eine, die kränkt. Dabei spielt es keine Rolle, ob der böse Nebensatz in einer der großen überregionalen Zeitungen oder in einem Provinzblättchen steht. Der Schmerz ist derselbe. Er trifft den Autoren in tiefster Seele und nimmt ihm die Freude an all dem anderen Lob. Der erfahrene Autor erwartet daher nie etwas anderes als Bosheit. Alan Jay Lerner, Librettist von My Fair Lady und anderen Welthits: "Ich bin schon zufrieden, wenn sie mich nicht persönlich erniedrigen!"