Donnerstag, 20. August 2009

Vergessen


Über die Schicksale der „kulturellen Elite“ Wiens wissen wir gut Bescheid. Roth, Werfel, Broch und Zweig, Schönberg, Popper, Gödel und Wittgenstein haben ihre Biografen gefunden. Weniger bekannt ist, was mit denen geschah, die die Lieder und Operetten geschaffen haben, an die man bis heute denkt, wenn von Wien die Rede ist. Der Texter von „Ich hol dir vom Himmel das Blaue“ (Musik: Franz Léhar) brachte sich 1938 um. Leo Ascher („Hoheit tanzt Walzer“) entkam nach England. Jean Gilbert alias Max Winterfeld („Puppchen, du bist mein Augenstern“) starb in Buenos Aires. Paul Abraham („Viktoria und ihr Husar“) gelang die Flucht, aber endete im Irrenhaus. Paul Morgan („Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht“) brach beim Strafexerzieren im KZ Buchenwald tot zusammen. Der Librettist Bela Jenbach („Zarewitsch“, „Csárdásfürstin“) verhungerte in seinem Wiener Kellerversteck. Leopold Jacobson („Ein Walzertraum“) endete in einer Gaskammer von Auschwitz. Auch Fritz Löhner („Die Dollarprinzessin“) wurde in Auschwitz ermordet, so wie der zu Unrecht vergessene Kabarettist Fritz Grünbaum („Ich hab das Fräuln Helen baden sehn“/„Draußen in Schönbrunn“), dem österreichische Nazis nach der Verhaftung die Zunge herausrissen.