Freitag, 28. August 2009

Kastratenleid


Im Kirchenstaat Rom durften Frauen nicht in Opern auftreten. Die Frauenrollen übernahmen Kastraten. Viele Italiener hofften auf einen einfachen Weg zum Reichtum, indem sie einen ihrer Söhne zu einer solchen Karriere bestimmten. Die Prozedur war grausam. Der zum Kastraten bestimmte Knabe wurde mit Opium betäubt und in heißes Wasser gesetzt. Zwei Männer hielten ihn fest, zwei weitere assistierten dem Operateur. Allerdings wurden nur wenige der kastrierten Sänger zu Stars. Allen aber drohte das psychische Elend von Menschen, die anders sind als die meisten. Es war den Kastraten verboten zu heiraten. Einer der Unglücklichen wollte päpstlichen Dispens. Er sei durchaus in der Lage, schrieb er, die Ehe zu vollziehen; die Operation sei bei ihm nicht radikal durchgeführt worden. Die trockene Antwort von Papst Innozenz am Rande des Briefes: „Che si castri meglio (kastrier er sich besser!)“. Nachzulesen in „Engel wider Willen“ von Hubert Ortkemper (1993).