Mittwoch, 5. August 2009

Fenster zum Park


In einem Krankhaus teilten zwei schwerkranke Männer ein Zweibettzimmer. Der eine war unfähig aufzustehen, doch der andere konnte sich aufrichten und, da sein Bett am Fenster stand, nach draußen sehen. Keiner der Beiden erhielt Besuch. Um den Leidensgenossen von seinen Schmerzen abzulenken, erzählte ihm der Mann am Fenster täglich, was er draußen sah. Da sei ein Park, sagte er, in dem Kinder spielten, eine Bank, auf der Verliebte säßen, eine alte Dame, die Tauben füttere. Im Laufe der Zeit wurden diese Leute im Park vertraute Bekannte, und der ans Bett gefesselte Kranke freute sich jeden Morgen auf die Schilderung ihrer kleinen Erlebnisse. Seine Tage wurden länger und grauer, als der Mann im Fensterbett eines Morgens nicht mehr aufwachte. Das zweite Bett blieb lange leer. Irgendwann bat der verbliebene Kranke die Krankenschwester, ihm zu sagen, was im Park vor sich gehe. "In was für einem Park?", fragte sie. Das Fenster ging auf einen Innenhof, in dem die Abfallcontainer des Krankenhauses standen.