Mittwoch, 8. Juli 2009

Widersprüchlich


Gewisse Kulturwächter lehnen das Musicalgenre generell ab, weil es "bloß auf Kommerz ausgerichtet" und also keine Kunst sei. Wenn nun ein Musical ohne Rücksicht auf Kommerz realisiert und zum künstlerischen Erfolg wird, sollte man meinen, das entspräche den Wünschen dieser Leute. Weit gefehlt. Sie freuen sich allerdings, aber nur aus Schadenfreude über den finanziellen Verlust des Unternehmens. Statt den Triumph der künstlerischen Ambition über die kommerzielle Ausrichtung zu feiern, kleben sie dem Werk sogleich das Etikett "Pleitemusical" auf. Der Veranstalter erhält zu allem finanziellen Schaden noch die Häme der Presse. Kann man es den Produzenten verargen, dass sie sich solche Eskapaden nicht mehr leisten? Muss man sich wundern, dass die Kunst des populären Musiktheaters im deutschsprachigen Raum verkümmert, während sie in der angloamerikanischen Welt ein zentraler Bestandteil der Theaterkultur ist?