Donnerstag, 16. Juli 2009

Unglaublich


Sicher ist, dass Marita Lorenz 1959 als die Tochter eines deutschen Kapitäns nach Havanna kam. An Bord der Berlin lernte die Neunzehnjährige den siegreichen Fidel Castro und seine Compañeros kennen, als sie dem Schiff einen Besuch abstatteten. Keine schöne Frau war vor Castro sicher, und Marita war schön. Er lud sie in das Hotel ein, in dem er residierte, und die junge Deutsche verliebte sich in den Revolutionär. Sein Versprechen, sie zur „Königin von Kuba" zu machen, nahm sie ernst. Doch als sie schwanger wurde, war Fidels Interesse an ihr bereits erloschen. Er zwang sie zu einer brutalen Abtreibung. Marita verließ Havanna und wollte nie wieder zurück. Ungewiss ist die Fortsetzung der Geschichte: Laut Marita Lorenz hatte der CIA von ihrer Beziehung zum verhassten Angstgegener der USA Wind bekommen. Sie sei von der US-Regierung angeheuert worden. Ihr Auftrag: Fidel Castro ermorden. Sie behauptet, bei der Vorbereitung des Mordes den späteren Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald kennengelernt zu haben. Auch sei sie an den Ereignissen beteiligt gewesen, die zur Kubakrise führten. Als eine Art weiblicher James Bond hätte sie Affären mit südamerikanischen Diktatoren und Mafiagrößen gehabt. Der Mordauftrag allerdings wäre unausgeführt geblieben, weil sie Castro immer noch geliebt habe. Deshalb sei sie von der CIA schließlich fallengelassen worden. Wer spannende Stories mag, will Marita glauben. Marita Lorenz lebt heute als Sozialhilfeempfängerin in New York. Ihre 2001 erschienene Autobiographie Lieber Fidel hat Aufsehen erregt. Reich wurde sie damit nicht.