Sonntag, 19. Juli 2009

Verlust


Mit Walter Cronkite, der am Freitag 92-jährig starb, endet eine goldene Ära des amerikanischen Fernsehjournalismus. Der legendäre "Anchorman" der CBS verkörperte die Tugend der wahrheitsgemäßen und unkommentierten Berichterstattung. Dadurch errang das Vertrauen der US-Öffentlichkeit. Als er nach einem Besuch der Truppen in Vietnam über seine Erfahrungen berichtete, glaubte die Mehrheit der Amerikaner nicht länger, dass der Krieg zu gewinnen war. Johnson, der die Sendung im Weißen Haus sah, entschloss sich unmittelbar darauf, Vietnam aufzugeben. "Wenn ich Cronkite verloren habe, habe ich die Amerikaner verloren," sagte der Präsident. Daher kann man sagen, dass Cronkite es war, der den Vietnamkrieg beendete. Er sprach auch live mit der Apollo-Crew während der Mondlandung, interviewte Kennedy kurz vor seiner Ermordung, machte die Watergate-Affäre zum nationalen Thema und überzeugte Israels Begin und Ägyptens Sadat allein durch kluge Fragen, dass es Zeit war, Frieden zu machen. Leider bietet die heutige Medienlandschaft Journalisten wie ihm keine Foren mehr, weder in den USA noch in Europa.