Sonntag, 5. Juli 2009

Frankfurter Paulskirche


Vor 160 Jahren endete der erste Versuch, ein demokratisches Deutschland zu schaffen. Preußische Bayonette waren stärker als alle Argumente. Während Frankreich und Amerika die Geburtsstätten ihrer Verfassungen wie nationale Heiligtümer pflegen und verehren, behandeln wir Deutschen den Versammlungsort des ersten deutschen Parlaments mit schändlicher Gleichgültigkeit. Schon die junge Bundesrepublik beschränkte sich auf eine Pflichtübung. Sie nannte die Frankfurter Paulskirche zwar "nationales Denkmal", aber wie ungeliebt dieses Denkmal ist, beweist sein heutiges Erscheinungsbild. Scheußlichster 50er-Jahre-Stil, kalt, nackt, weißgetüncht und puritanisch "modern". Man hat aus dem historischen Ort eine Aussegnungshalle für die dort ehemals versammelten deutschen Demokraten gemacht. Die erste wahrhaft demokratische Revolution der deutschen Geschichte hat ein anderes Denkmal verdient. Man muss ihren ursprünglichen Zustand wiederherstellen und zum Ort einer Dauerausstellung machen. Die Paulskirche ist unser Williamsburg, unser Lincoln Memorial, unser Place de La Concorde, unsere Conciergerie! Aus ihr endlich einen würdigen Erinnerungsraum zu machen, wäre wichtiger als die teure Renovierung der Berliner Überreste des preußischen Ungeists.