Freitag, 10. April 2009

Umdenken


Unsere Schulen und Universitäten haben sich in den letzten 75 Jahren immer stärker der zunehmend auf Leistung, Wettbewerb und Spezialisierung ausgerichteten Gesellschaft angeglichen. Eine der Chancen der gegenwärtigen Krise könnte sein, dass sich der Prozess endlich wieder umgekehrt. Vielleicht ist man bald nicht mehr so schnell dabei, das Ideal einer allseitigen Charakterbildung als altmodische Marotte zu belächeln. Der gute alte Humboldt sollte wieder zur Leitfigur deutscher Bildung werden, damit von Schulen und Universitäten eine Erneuerung der Gesellschaft ausgehen kann. Was wir brauchen sind keine Leistungsmaschinen, sondern Persönlichkeiten. Was Wilhelm von Humboldt forderte, gilt heute mehr denn je: Not tut „die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen".