Donnerstag, 2. April 2009

Europasorgen


Die Welt steckt in einer tiefen Krise. Millionen von Europäern sorgen sich um ihre Arbeitsplätze, ihre Altersversorgung, ihre Kreditverpflichtungen, die Zukunft ihrer Kinder. Die Europabehörden haben andere Sorgen. Nachdem sie die Normlänge der Bananen und die erforderliche Krümmung von sauren Gurken festgelegt und die Ersetzung der warmleuchtenden Glühbirnen durch kalte Halogenleuchten verordnet haben, wollen sie jetzt die europäischen Sprachen auf Vordermann, Pardon, in die politische Korrektheit bringen. Jahrelang hat sich eine "hochrangige" Arbeitsgruppe unter der Leitung von acht Vizepräsidenten mit "der Anleitung für eine geschlechtergerechte Sprache" beschäftigt. Nach endlosen Diskussionen und Bergen von bedrucktem Papier ist man zu folgender Erkenntnis gekommen: "In manchen Sprachen ist das Element Mann in Ausdrücken enthalten, mit denen Frauen ebenso gemeint sind wie Männer: Fachmann, Staatsmann, Seemann." Das zu ändern, ist die Absicht der Europabürokratie. "Mit etwas Bemühung und Umsicht lässt sich zumeist eine auf die Geschlechter bezogene neutrale Ausdrucksweise finden", werden wir belehrt. Darum soll in offiziellen Texten etwa das Wort "Fahrer" durch "fahrendes Personal", der Begriff "Polizist" durch "Polizeikraft" und die Bezeichnung "Lehrer" durch "Lehrkraft" ersetzt werden. Diese zukunftsweisende Maßnahme wird sicher die Sympathie für die europäische Einigung sprunghaft erhöhen. Oder?