Sonntag, 12. April 2009

Hasenschläue

Ein besonders gefährlicher Löwe verbreitete Angst und Schrecken. Da schickten die anderen Tiere eine Verhandlungsdelegation zum Löwen. Nach langer Beratung war der Löwe damit einverstanden, seine Opfer nicht mehr nach Willkür zu töten, sondern täglich dasjenige Tier zu verspeisen, das man ihm zu seiner Behausung schickte. Von da an wählten die Tiere jeden Tag eines der ihren aus, das sich für die anderen opfern musste. Als die Reihe an den Hasen kam, machte der sich nur sehr zögerlich auf den schweren Weg. Als er beim Löwen ankam, war dieser schon zornig vor Hunger. "Warum kommst du so spät," brüllte er den kleinen Hasen an. Der antwortete: "Was kann ich dafür? Ein anderer Löwe wollte mich unterwegs fressen. Er behauptet, er hätte ein Vorrecht. Ich musste ihm schwören zu ihm zurückzukehren, nachdem ich Ihnen Bescheid gesagt habe." Der Löwe war außer sich. "Ein Vorrecht? Unverschämtheit! Den Burschen nehme ich mir vor. Führ mich zu ihm!". Der Hase ging mit dem Löwen zu einem tiefen Brunnen. Der Löwe sah in den Brunnenschacht hinunter. Von tief unten im Wasser sah sein Spiegelbild herauf. Außer sich vor Zorn sprang der Löwe in den Brunnen. Nach kurzem Todeskampf ertrank er. Der Hase aber ging zu den anderen Tieren und sagte ihnen, er hätte den Löwen getötet. Niemand glaubte ihm. Nicht nur, weil es eine lächerliche Behauptung war. Die Nachricht, dass der böse Löwe einem Unfall zum Opfer gefallen war, hatte sie bereits erreicht.