Freitag, 17. April 2009

Respekt, Emma!


Zu den vielen erstaunlichen Frauen des 19. Jahrhunderts zählt unbedingt Emma Herwegh. Bekannt wurde sie als Revolutionärin. Das hübsche Gesicht von einem breitkrempigen Hut beschattet, versuchte sie an der Seite ihres berühmten Mannes 1949 die badische Revolution zu retten. Weniger bekannt ist folgende, einige Jahre danach im Pariser Exil spielende Episode, die Anatol Regnier in seiner Frank-Wedekind-Biografie mitteilt: Emmas Mann Georg Herwegh hatte sich in die Frau des russischen Schriftstellers Alexander Herzen verliebt und einen Frauentausch vorgeschlagen. Herzen lehnte das empört ab und forderte Herwegh zum Duell. Statt darauf einzugehen, holte der unglücklich Verliebte einen Dolch und ging zu Herzens Frau, um mit ihr gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Emma Herwegh war aber ihrem Mann gefolgt und verhinderte im letzten Moment den Doppelselbstmord. Getrennt von seiner Geliebten, wollte Herwegh sich zu Tode hungern. Emma blieb bei ihm und hungerte mit. Als ihn wenig später die Nachricht von Frau Herzens Tod erreicht, verließ er Emma und lebte drei Jahre lang als Säufer und Bettler unter den Clochards. Eines Tages stand er wieder vor ihrer Tür. Sie ließ ihm ein Bad ein, kochte ihm ein Essen und tat ganz so, als wäre ihr Mann nur einfach von einer Reise zurückgekehrt. Sie verlor nie wieder ein einziges Wort über die Angelegenheit.