Donnerstag, 25. Dezember 2008

Trauer um Harold Pinter - und Deutschlands Theater


Gestern starb Harold Pinter. Sein Tod kam nicht unerwartet, er war ja schon lange sehr krank. Doch das macht den Verlust nicht weniger spürbar. Wie wenige repräsentiert Pinters Werk die Vitalität der britischen Theaterszene. Während diese ein gutes Dutzend weltweit gespielte und richtungsweisende Dramatiker/innen hervorgebracht hat, zum Beispiel Peter Shaffer, David Hare, Pam Gems, Alan Benett und Christopher Hampton, ist unsere hoch subventionierte Theaterlandschaft weitgehend zur unfruchtbaren Brache verkommen. Die Gründe sind Überdüngung und Zerstörung durch Monokultur. Solange hierzulande Regisseure dafür gelobt werden, dass sie die Arbeit von Autoren nach Lust und Laune nach Gutdünken verändern, wird da nichts wachsen, was sich mit Pinter, Hare oder Benett auch nur vergleichen ließe. Überhaupt: Unsere Bühnen mögen von Theater heute und den Kritikern der Süddeutschen ihrer Verachtung des Publikums wegen hochgelobt werden, doch sie haben den Anschluss ans Weltniveau verloren. Deutschlands Subventionsbühnen sind provinziell, doch wie alle Provinzler halten sich unsere Theaterleute für kleine Könige. Ein Harold Pinter wäre hier wahrscheinlich bereits am ersten Intendanten, sicher aber an einem sich für genial haltenden Regisseur gescheitert. England beklagt Pinters Tod. Wer bei uns trauert über die Vernichtung des einst glorreichen deutschen Sprechtheaters?