Samstag, 27. Dezember 2008

Halt den Mund, Jessica!


"Liegt Ihnen zuviel an dem, was Sie zu sagen haben," mahnt Thomas Mann alias Tonio Kröger, "können Sie eines Fiascos sicher sein." Möglich, dass Autor Horst Königstein und Regisseur Heinrich Breloer sich dessen nicht bewusst waren, als sie "Die Buddenbrooks" neu verfilmten. Den meisten Kritikern missfällt die Opulenz und Detailfreude des Films. Und selbstverständlich kennen die Feuilletonisten ihren Thomas Mann auch viel zu gut, um nicht den einen Schauspieler zu schön, diese Szene zu sauber, jene Darstellung zu oberflächlich zu finden. Ein bisschen Schadenfreude beflügelt die Kritikerfeder. Der gefeierte Breloer ist zu groß geworden, man hat ihn zu sehr gelobt. Jetzt wollen wir ihn aber wieder zurechtstutzen. So herb ist mancher Verriss, dass die Darstellerin der Tony, Jessica Schwartz, sich bereits öffentlich von dem Film distanziert. Vielleicht hofft sie, dadurch aus der Schusslinie zu geraten. Die Presse schlachtet das heute gebührend aus, dem "Hamburger Abendblatt" ist dieser Verrat eine Schlagzeile auf der Titelseite wert. Die junge Schauspielerin hält sich vermutlich für mutig. Schon mal was von Loyalität gehört, Frau Schwartz? Womöglich hat sie Herr Breloer ja gewaltig genervt während der Dreharbeiten. Aber Sie sollten an ihre Kollegen denken, und an die vielen hundert Mitarbeiter des Films, die monatelang alles gegeben haben. Der Film kann sein, wie er will. Dem eigenen Team schadet man nicht. Ihnen selbst wird die Distanzierung nicht helfen, schon gar nicht ein finanzielles Debakel des Films, das Sie durch Ihre Wichtigtuerei wahrscheinlicher machen. Statt auf den Journalisten, der Sie befragte, hätten Sie auf Ihre innere Stimme hören sollen, als sie sagte: "Halt den Mund, Jessica!"