Donnerstag, 31. Dezember 2009

Notes & Quotes


Wer nicht auf meine Denkfetzen verzichten und sein Englisch aufpolieren will, ist im Jahre 2010 herzlich willkommen bei http://michaelkunze.blogspot.com.

Samstag, 12. Dezember 2009

Ein Jahr ist erst mal genug


Heute wird dieser Blog ein Jahr alt. Ihn zu schreiben, hat Spaß gemacht. Aber bevor das tägliche Zitieren und Notieren zur Routine wird, soll der Spaß ein Ende haben. Danke für die vielen treffenden, kritischen und witzigen Kommentare. Sie waren oft mehr wert als die Einträge. Bis irgendwann... vielleicht.

Freitag, 11. Dezember 2009

Apropos Afghanistan


"Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewaltthätig einmischen. Denn was kann ihn dazu berechtigen? Die Einmischung äußerer Mächte ist eine Verletzung der Rechte eines nur mit seiner innern Krankheit ringenden, von keinem andern abhängigen Volks, selbst also ein Skandal, der die Autonomie aller Staaten unsicher macht.
"
Immanuel Kant

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Ein Großer


Der Holländer Robert Long verweigerte sich jedem Klischee und jeder Vereinnahmung. Ihn führte seine Begeisterung für Elvis und die Beatles zur Musik. Erste Charterfolge in den Niederlanden machten ihn als Sänger bekannt. Weil ihn aber die Produktion von Tageshits bald anödete, begann er Lieder zu schreiben, die von seinen eigenen Gefühlen erzählten. Durch zahllose Live-Auftritte in der niederländischen Kabarettszene wurde er rasch zu einem der bekanntesten “Liedermacher” Hollands. Seine Musik ist eingängig und unverkrampft emotional. Aus seinen Texten spricht ein kritischer Geist und eine verletzliche Seele. Nichts in seinen Liedern ist gekünstelt oder auf Effekt berechnet. Es gibt keine ehrlicheren Songs. Er konnte bitter sein (“Lebenslänglich”), ironisch (“Feste Jungs”), bissig (“Morgen sind wir tolerant”), doch am tiefsten berührte er durch seine leisen Lieder. Sein trotziger Abschied vom Vater, der ihm schmerzhaft fremd geblieben war (“Pa”), seine Beschreibung einer tapferen Trennung (“Stark sein”) und seine Erinnerung an eine große Liebe (“Thorbeckeplatz”) sind bewegende Zeugnisse eines Empfindsamen. In allem, was er als Künstler und Mensch tat und sagte, war Robert Long authentisch. Das Rollenspiel, die Attitüde und vor allem die Lüge in allen ihren Formen waren ihm verhasst. Wer das Glück hatte, ihm persönlich zu begegnen, lernte einen stillen, freundlichen und hochintelligenten Mann kennen. Sein Blick war offen, sein Lächeln entwaffnend, sein Auftreten bescheiden. Er war, nicht nur wegen seiner 1,92, einer der Großen. Robert Long starb vor drei Jahren. Die Musikbranche, die ihn ohnehin weitgehend ignorierte, hat sein Fehlen gar nicht bemerkt.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Regel


"Egal ob du schreibst oder tanzt oder malst oder singst: Sobald du ein bisschen Erfolg hast, wird irgendwer kommen und versuchen, dir ein schlechtes Gefühl zu geben. Er wird entweder alles, du machst, beschissen finden oder behaupten, du vergeudest dein Talent."
Stephen King

Dienstag, 8. Dezember 2009

Gebet

Lieber Theatergott, der Du uns hierhergelockt hast. Lass dies kein verlorener Abend sein. Bitte lass uns etwas erleben, was wir noch nie zuvor erlebt haben. Schenke uns Einblick in Wahrheiten, die wir bisher nur erahnten. Befreie uns durch Heiterkeit, für die wir uns nicht schämen müssen. Erwecke Gefühle in uns, die wir verdrängten. Erzähle uns eine Geschichte, deren Ablauf uns in Atem hält, und deren Ausgang uns glücklich macht, obwohl wir ihn so nicht erwartet haben. Amen

Montag, 7. Dezember 2009

Attacke!


"Wer siegen will, muss angreifen. Die logische Konsequenz einer Strategie der Verteidigung ist die Kapitulation."
Napoleon Bonaparte (1769-1821)

Sonntag, 6. Dezember 2009

Rätselhaft


Was drängt einen Bob Dylan dazu, ein Weihnachtsalbum zu produzieren? Wie seine letzten beiden Alben ist auch dieses Werk ziemlich merkwürdig. Der Hörer kratzt sich ratlos am Kopf und fragt sich, ob die schräge und oft falsch intonierende Stimme dieser Singkröte uns in Weihnachtsstimmung versetzen oder verarschen will. Neue Fans wird der Altmeister mit dieser Sammlung von Liedern nicht gewinnen. Wer Dylan nicht verehrt, kann ohnehin nicht fassen, was unsereins an diesem Kauz so fasziniert. Nun, die Antwort ist: das Rätsel, das er uns aufgibt. Ist er ein nobelpreisverdächtiger Poet, ein wirr reimender Scharlatan, ein sozialkritischer Zyniker, ein folkloreliebender Romantiker, ein Dadaist oder alles das gleichzeitig? Wir glauben einfach an seine unauslotbare Genialität und sind froh, sie nun auch unterm Christbaum bewundern zu dürfen.

Samstag, 5. Dezember 2009

Schuld und Furcht

Es ist keine Bosheit Gottes, dass der Mensch zuweilen unter Schuld leidet und von Angst geplagt wird. Sowohl die Schuld als auch die Furcht sind Überlebenshilfen. Jene hilft ihm, sich selbst zu erkennen, diese sich zu bewahren. Für beide gilt der Nietzsche-Satz, dass uns stark macht, was uns nicht umbringt.

Freitag, 4. Dezember 2009

Free Entertainment!

In New York City muss Live Entertainment nicht viel kosten. Am Washington Square singen derzeit nachmittags vier Musiker zum Vergnügen der Passanten und sind zufrieden, wenn man eine Dollarnote in die blaue Plastikkiste wirft. Auch in Handycam Qualität vertreibt ihre Performance garantiert jede schlechte Laune!


Donnerstag, 3. Dezember 2009

Theaterkonzept


"Theater sollte kein Zeitvertreib für privilegierte Bildungsbürger sein, sondern eine Quelle der Freude und Inspiration für jedermann."
Joseph Papp

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Sonntagsruhe


Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden. Verkaufsoffene Sonntage bleiben in Deutschland die Ausnahme. Sonntage sollen weiterhin der seelischen Erhebung dienen. Die beiden großen Kirchen als Kläger begrüßten die Entscheidung zur Sonntagsruhe, ebenso die Gewerkschaften. Ein Sprecher der evangelischen Kirche hielt dafür, dass jede andere Entscheidung Deutschland in die Zeit der Sklaverei zurückgeführt hätte. Man darf jetzt nur nicht auf halbem Wege stehenbleiben. Es gilt, nun auch die Polizisten und Nutten, Busfahrer, Piloten, Taxifahrer, Kellner, Fernseh- und Zeitungsredakteure, Brötchenbäcker und Krankenschwestern von der Sklavenfron zu befreien. Und wie kann man Seelenruhe finden, solange Restaurants und Kneipen, Tankstellen, Bahnhöfe und Kinos am Sonntag geöffnet bleiben? Zu erwägen wäre, den Strom am Sonntag abzustellen. Das erlöst die in der Stromversorgung beschäftigten Arbeiter und knippst Fernseher und Computer aus, die von jeglicher Erhebung ablenken. Es reicht jedenfalls nicht, dass wir alle versprechen, am Sonntagmorgen zur Kirche zu gehen. Unser Seelenfrieden ist Staatssache. Oder?

Dienstag, 1. Dezember 2009

Gegenrede


Daniel Kehlmann hat sich noch einmal zum Thema Regietheater zu Wort gemeldet. In einem Interview mit der Zeitschrift Cicero äußert er sich zu den vernichtenden Kommentaren des derzeit herrschenden Theaterestablishments über seine Salzburgrede. "Im Grunde ging es darum, dass an deutschen Theatern eine bestimmte Inszenierungsästhetik Monopolstellung genießt und Beobachter, die sich dagegen äußern, in einer ungeheuerlichen Weise angegriffen werden. Diese Monopolästhetik beansprucht für sich, recht zu haben, weil sie so modern sei und alles andere altmodisch und auch gesellschaftlich reaktionär. Dagegen habe ich mich gewendet. Die Wahrheit eines Textes durch rekonstruktive Maßnahmen wie Kostüme zutage treten zu lassen, ist alles andere als altmodisch und schon gar nicht rückständig. In diesem Sinne habe ich für Offenheit plädiert. Die Reaktionen waren so hilflos hysterisch, dass ich mich dadurch in meiner These bestätigt sehen muss...Ich habe eine Haltung kritisiert, die sich als links deklariert, aber nur noch Phrasen und Schemata reproduziert. Das Regietheater hat mit linker Einstellung gar nichts zu tun. Klassisch gesehen würde linke Ästhetik bedeuten, Theater zu machen, das die Massen verstehen. Es ist doch inkonsequent, sich als links zu definieren und gleichzeitig ein Theater zu machen, das die Massen ablehnen."