Donnerstag, 10. Dezember 2009

Ein Großer


Der Holländer Robert Long verweigerte sich jedem Klischee und jeder Vereinnahmung. Ihn führte seine Begeisterung für Elvis und die Beatles zur Musik. Erste Charterfolge in den Niederlanden machten ihn als Sänger bekannt. Weil ihn aber die Produktion von Tageshits bald anödete, begann er Lieder zu schreiben, die von seinen eigenen Gefühlen erzählten. Durch zahllose Live-Auftritte in der niederländischen Kabarettszene wurde er rasch zu einem der bekanntesten “Liedermacher” Hollands. Seine Musik ist eingängig und unverkrampft emotional. Aus seinen Texten spricht ein kritischer Geist und eine verletzliche Seele. Nichts in seinen Liedern ist gekünstelt oder auf Effekt berechnet. Es gibt keine ehrlicheren Songs. Er konnte bitter sein (“Lebenslänglich”), ironisch (“Feste Jungs”), bissig (“Morgen sind wir tolerant”), doch am tiefsten berührte er durch seine leisen Lieder. Sein trotziger Abschied vom Vater, der ihm schmerzhaft fremd geblieben war (“Pa”), seine Beschreibung einer tapferen Trennung (“Stark sein”) und seine Erinnerung an eine große Liebe (“Thorbeckeplatz”) sind bewegende Zeugnisse eines Empfindsamen. In allem, was er als Künstler und Mensch tat und sagte, war Robert Long authentisch. Das Rollenspiel, die Attitüde und vor allem die Lüge in allen ihren Formen waren ihm verhasst. Wer das Glück hatte, ihm persönlich zu begegnen, lernte einen stillen, freundlichen und hochintelligenten Mann kennen. Sein Blick war offen, sein Lächeln entwaffnend, sein Auftreten bescheiden. Er war, nicht nur wegen seiner 1,92, einer der Großen. Robert Long starb vor drei Jahren. Die Musikbranche, die ihn ohnehin weitgehend ignorierte, hat sein Fehlen gar nicht bemerkt.