Dienstag, 25. September 2012

Herbsttag


Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

Sonntag, 9. September 2012

Hochkultur? Muss nicht sein.

Es wohnen die hohen Gedanken
In einem hohen Haus.
Ich klopfte, doch immer hieß es:
Die Herrschaft fuhr eben aus!

Nun klopf ich ganz bescheiden
Bei kleineren Leuten an.
Ein Stückel Brot, ein Groschen
Ernähren auch ihren Mann.


Wilhelm Busch (1832-1908)

Sonntag, 2. September 2012

Gut erkannt!

Der Historiker Arnulf Baring warnte 1997, also fünf Jahre vor Einführung des Euro, in seinem Buch Scheitert Deutschland? vor der gegenwärtigen Krise der Währungsunion: "Wir haben es dann nicht (wie nach der Wiedervereinigung Deutschlands) mit 17 Millionen ostdeutschen Einwohnern...zu tun, sondern mit 100 Millionen Menschen anderer EU-Staaten, die uns weit ferner stehen als die Rostocker und Dresdner. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass massive Transferzahlungen in schwächere Mitgliedsstaaten bei uns...  alles andere als populär sein werden. Dennoch werden uns die Anhänger der Währungsunion, wenn es so weit ist, weismachen wollen, es sei besser, diese Konzessionen zu machen, als die Währungsunion auseinander brechen zu lassen... Wenn wir den sozialen Frieden innerhalb der EU erhalten wollen, wird man uns dann sagen, werden wir zahlen müssen...Die Währungsunion wird daher am Ende auf ein gigantisches Erpressungsmanöver hinauslaufen... Wenn wir Deutschen Währungsdisziplin einfordern, werden andere Länder für ihre finanziellen Schwierigkeiten eben diese Disziplin  und damit uns verantwortlich machen. Überdies werden sie, selbst wenn sie zunächst zugestimmt haben, uns als eine Art Wirtschaftspolizisten empfinden. Wir riskieren auf diese Weise, wieder das bestgehasste Volk Europas zu werden."

Dienstag, 14. August 2012

Erster Eindruck




"Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance."
Steve Jobs

Samstag, 4. August 2012

Prophetisch

Im Alter von zwanzig Jahren verfasste der Stuttgarter Carlsschüler Friedrich Schiller eine medizinische Dissertation mit dem Titel Über den Unterschied der entzündlichen und faulen Fieber. Darin beschrieb er detailliert den Verlauf einer entzündlichen Lungenkrankheit. Eiter dringe in den Brustraum, und das führe zu "einer tödlichen Brustfellerkrankung; die von Blut und Schleim verstopfte Lunge, unfähig, diese Säfte auszuscheiden, wird den Menschen durch den Erstickungstod... umbringen." Exakt dieser Krankheitsverlauf führte 1805 zum Tod Schillers. 25 Jahre vor seinem Ende hatte er sein eigenes Leiden geschildert.

Freitag, 20. Juli 2012

Spiel

"Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt."
Friedrich Schiller

Montag, 31. Mai 2010

Überlebenshilfen

"Es ist ein ewiges Phänomen: immer findet der gierige Wille ein Mittel, durch eine über die Dinge gebreitete Illusion seine Geschöpfe im Leben festzuhalten und zum Weiterleben zu zwingen. Diesen fesselt die sokratische Lust des Erkennens und der Wahn, durch dasselbe die ewige Wunde des Daseins heilen zu können, jenen umstrickt der vor seinen Augen wehende verführerische Schönheitsschleier der Kunst, jenen wiederum der metaphysische Trost, dass unter dem Wirbel der Erscheinungen das ewige Leben unzerstörbar weiterfliesst: um von den gemeineren und fast noch kräftigeren Illusionen, die der Wille in jedem Augenblick bereithält, zu schweigen. Jene drei Illusionsstufen sind überhaupt nur für die edler ausgestatteten Naturen, von denen die Last und Schwere des Daseins überhaupt mit tieferer Unlust empfunden wird und die durch ausgesuchte Reizmittel über diese Unlust hinwegzutäuschen sind. Aus diesen Reizmitteln besteht alles, was wir Cultur nennen: je nach der Proportion der Mischungen haben wir eine vorzugsweise sokratische oder künstlerische oder tragische Cultur."
Friedrich Nietzsche